Gemeinde Horgau

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Gemeinde & Tourismus

Horgau

Historisches Horgau

Horgau ist eine selbstständige Gemeinde ungef. 16 km westlich von Augsburg und gehört zum Regierungsbezirk Schwaben. Die Staatsstraße 2510 (ehem. Bundesstraße B 10 Augsburg-Ulm) verläuft  am oberen Ortsrand. Der Bach Roth fließt mitten durch die Horgauer Fluren. 

Wie alt ist Horgau? Diese Frage nach den Siedlungsanfängen im Rothtal ist nicht leicht zu beantworten. Sie reichen nämlich schon bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Am Weiler Schäfstoß wurden 5000 Jahre alte Stichel, Klingen und Pfeilspitzen gefunden, am Pfannenberg in Horgauergreut 3000 Jahre alte Bronzegegenstände. Aus der Zeit der Kelten sind bis heute noch Reste von Grabhügeln zu sehen. Damals hausten in den schier undurchdringlichen Wälder Jäger, die dem Wild nachstellten.

Etwas mehr Licht bringen die Römer in die grauen Vorzeiten unserer Horgauer Geschichte. Sie haben Straßen gebaut, und ihren Spuren können wir noch heute folgen. Im Rauhen Forst östlich des Waldcafes gibt es einen "Römerweg", der einmal das ganze Horgauer Becken durchquerte. Er ist Teil jener römischen Hauptstraße, die vom Rhein aus über Stuttgart und Günzburg nach Augsburg und von dort aus bis nach Salzburg, ja sogar bis ans Schwarze Meer reichte. Im Horgauer Bereich dieser Straße wurden Ziegel, Scherben, Münzen und Teile einer größeren Statue gefunden. Die Annahme, dass unsere ersten Wohn- und Arbeitsstätten vor allem in der Nähe solcher Verbindungswege lagen, hat sicher viel für sich. Sie wird durch eine Reihe neuer, teilweise erst ganz frisch erforschter Erkenntnisse, noch erhärtet.

Als erstes wird auf das beziehungsreiche Patrozinium der Horgauer Pfarrkirche hingewiesen. St. Martin war einer der beliebtesten Heiligen der fränkischen Herrscher. Vielleicht darf man aus diesem frühen Martins-Patrozinium auch auf eine sehr zeitige Christianisierung heidnischer Germanen Ende des 8. Jahrhunderts hier in unserem Rothtal schließen.

Um diese Zeit, also vor rund elfhundert Jahren, festigte sich auch das Bistum Augsburg. Der Bischof und seine engsten Mitarbeiter wurden vom König mit Gütern ausgestattet, die ihnen eine wirtschaftliche Unabhängigkeit sicherten. Solche Güter waren die bischöflichen Forsthöfe Schäfstoß ("Ostheim"), Lindgraben und Lüftenberg. Unsere Heimatforscher vermuten, dass von diesen Forsthöfen auch die Rodungen des Rothtals ausgingen, was wiederum die Gründung von Horgau schon vor der ersten Jahrtausendwende bedeuten könnte. Anfang des 9. Jahrhunderts besaß das Bistum Augsburg 1427 bewirtschaftete und 80 unbewirtschaftete Güter. Holz gab es damals in einer so ausreichenden Menge, dass man einen Gewinn nur aus Rodungen und aus dem Ackerbau erwirtschaften konnte. Wahrscheinlich waren also die drei bischöflichen Forsthöfe an den Rändern des Rothtales vor mehr als tausend Jahren Ursprung unserer Dörfer.

Neue Überlegungen zu dieser frühen Siedlungsgeschichte hat Joachim Jahn in dem 1984 erschienenen "Historischen Atlas von Bayern", Teil Augsburg Land, veröffentlicht. Er verbindet den Besuch König Arnulfs am 21. Januar 892 in Zusmarshausen mit der Vermutung, zur Versorgung des hohen Gastes und seines Gefolges seien Königs-Gutshöfe unerlässlich gewesen. Möglicherweise war solch ein Gutshof auch in Horgau, denn der gleiche König habe im Jahre 898 dem Comes Sigihard zwei Mansen (also feste Gebäude für die Durchreise) geschenkt, und zwar "in loco ad Rotu", womit unser Horgau an der Roth gemeint sein könnte.

Genaueres wissen wir - allerdings erst aus späteren Zeiten - durch Urkunden. Zwischen 1126 und 1179 schenkte ein Aribo de Horge dem Augsburger Kloster St. Ulrich und Afra ein Grundstück. In einer anderen Urkunde vom 18. August 1283 wird der Erwerb eines halben Horgauer Hofes durch Markwart von Kemnat bescheinigt. Fritz Freiherr von Rehlingen, der Horgauer Patronatsherr, berichtete von einer Urkunde in seinem Familienarchiv, wonach ein " Witel von Horgau, gesessen zu Biberbach", und seine Frau Agnes ihr Gut zu Horgen, Lehen vom Bischof von Augsburg, das der Verkäufer von seiner verstorbenen Mutter geerbt hat, an eine Elsbeth de Haeklin verkauft hat, und zwar für 50 Pfund Pfennig. Diese Urkunde stammt aus dem Jahre 1368. 

Im Laufe seiner Geschichte war Horgau immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt oder zumindest von ihnen betroffen. König Otto I. soll in der Nacht vom 9. zum 10. August des Jahres 955 sein letztes Marschlager in der Horgauer Gegend aufgeschlagen haben, bevor er mit seinem Heer zur entscheidenden Schlacht gegen die Ungarn, der berühmten "Lechfeldschlacht" , nach Augsburg weiter zog. Fünfhundert Jahre später, am 26. Januar 1462, zerstörten Augsburger Soldaten die Orte Horgau und Horgauergreut. Der Grund: Horgauergreut gehörte damals dem Augsburger Bürger Hans Nördlinger. Der aber stand auf der Seite des Herzogs Ludwig von Bayern, gegen den die Augsburger gerade zu Felde zogen. So wurden Horgau und Horgauergreut ein Opfer der kämpferischen Augsburger.

Zweihundert Jahre später, im Sommer 1632, also mitten unter dem Dreißigjährigen Krieg, bekamen die Horgauer ganz andere Folgen kämpferischer Auseinandersetzungen zu spüren. Katholische Geistliche, die sich geweigert hatten, dem evangelischen König Gustav Adolf zu huldigen, mussten Augsburg verlassen und fanden unter anderem auch in Horgau Unterschlupf. Sicher waren sie hier aber keinesfalls, so beispielsweise wurde der Horgauer Pfarrer Martin Maxilla bei einem Überfall 1632 von den Schweden erschlagen. Traurige Berühmtheit erlangte Horgau durch den 17 Mai 1648. An diesem Tag kam es zuerst in Herpfenried und dann an einer Straße östlich von Horgau, also dort, wo der Aspenbach und die Roth sich treffen, zu letzten Rückzugsgefechten des Dreißigjährigen Krieges. General Peter Melander Reichsgraf von Holzapfel, der mit den Kaiserlichen Truppen vor den Schweden und Franzosen floh, konnte Zusmarshausen noch in Richtung Augsburg verlassen. Hier in Horgau wurde er gegen 12 Uhr tödlich verwundet und nach Augsburg transportiert. 2000 kaiserliche Soldaten fanden den Tod. Im unteren Teil des Horgauer Hauptaltarbildes ist ein Gemälde mit brennenden Gebäuden unserer Gemeinde aus dieser Zeit zu sehen – als Mahnung zum Frieden. Unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges hatten nicht nur die Bewohner der Städte, sondern auch die Menschen in den Dörfern, lange und schwer zu leiden. Augsburg verlor durch Hunger und Pest etwa ein Drittel seiner Bevölkerung, und ähnlich muss es auch auf dem Land gewesen sein. Sicher waren auch hier in Horgau die Brandschäden und Verwüstungen schwer zu beheben.

Doch 25 Jahre später hatten sich die Verhältnisse wieder so weit normalisiert, dass die Menschen an eine grundlegende Neugestaltung ihrer Gotteshäuser denken konnten. Barocker Glanz war Mode geworden, eine beschwingte Kunst, die den Raum auflösen und zum Vorzimmer des Himmels machen will. Das "Baufieber" erfasste die Auerbacher, die Horgauer und die Horgauergreuter auf gleiche Weise und zur gleichen Zeit. Hergerichtet wurden die Kirchen und Kapellen noch Ende des 17., ausgeschmückt Anfang des 18. Jahrhunderts. Weihetag war der 11. Oktober 1735. In einer Zeit, da man noch alle Reisen mit der Postkutsche machen musste, gab der Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr den Altären der Horgauer Kirche und den neu gestalteten Gotteshäusern von Horgauergreut und Auerbach an einem einzigen Tag den Segen Gottes. Tags drauf war er zur Kirchweihe in Agawang.

In den Jahren 1771/72 herrschte in Horgau eine fürchterliche Seuche, eine Art Lungenpest, die sehr viele Opfer forderte. Es folgten Jahre bitterer Not, deswegen wurde 1778 der Gemeindewald an die Gemeindeberechtigten verteilt. Am 12. Oktober 1806 wurde um die Mittagszeit in Horgau die Badgasse vom Großfeuer heimgesucht (Bp); Besitzfassion 1808 erwähnt tatsächlich neu gebaute Häuser für HNr. 22 -33. Diese zeigen auch eine einheitliche Bauweise, soweit sie noch aus dieser Zeit stammen. Erbaut sind sie von Maurermeister Dreier, dem Sohn des Stukkateurs HNr. 33. Es ist also kein Haus in der Badgasse verschont geblieben. Der Heiligenpfleger Matthaeus Riedmiller HNr. 15 starb des jähen Todes bei diesem unglücklichen Feuerausbruch nachts um ½ 1 Uhr im Alter von 70 Jahren (M).

An die Rehlinger Tradition erinnert auch das Horgauer Gemeindewappen. Die offizielle Beschreibung: "Gespalten, vorne in Silber, auf grünem Boden zwei grüne Schilfrohrstängel mit schwarzen Kolben, hinten in Blau zwei silberne, mit silbernen Rosen besteckte Spitzen". (Die silbernen Spitzen in Blau stammen aus dem alten Familienwappen der Rehlinger, und die Rohrkolben erinnern an die Zeit der Sümpfe).